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Draghis Vermächtnis – dauerhaft negative Zinsen?!
Autor: Patrice Kaiser, Produkt- und Vertriebsmanager der MERKUR BANK
Datum: 23.08.2019
Kategorie: Wirtschaft & Recht
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Die Zinsen können nicht mehr weiter fallen! Dachte man seit 2011 eigentlich jedes Jahr. Und jedes Jahr wieder belehrte uns die EZB unter ihrem Chef Mario Draghi eines Besseren. Am Ende seiner Amtszeit steht Draghi nun für negative Zinsen in einem Umfang, den Ökonomen vor 10 Jahren noch für unmöglich gehalten haben. Wenn er im November den Stab an seine Nachfolgerin Christine Lagarde weiter reicht, hoffen Anleger nun auf die Zinswende. Doch diese Hoffnung wird vermutlich kurzfristig trügerisch sein.

Zinsen für sichere Anlagen auf Rekordtief

Mit dem Begriff „Allzeittief“ sollten wirtschaftliche Kommentatoren derzeit vorsichtig sein. In der aktuellen Situation ist er, mit dem Adjektiv „vorläufig“ versehen, im Hinblick auf Zinsen für Staatsanleihen mehr als gerechtfertigt. Aktuell beträgt die Rendite für 10-jährige deutsche Staatsanleihen knapp -0,75%. Übersetzt bedeutet das, wenn Deutschland heute 1.000.000,00 EUR Schulden aufnimmt, muss es in 10 Jahren nur noch knapp 925.000,00 EUR an seine Gläubiger zurückzahlen. Was gut für Deutschland und den deutschen Steuerzahler ist, ist Gift für Anleger. Denn an dem Zins für sichere deutsche Staatsanleihen orientieren sich alle anderen Anlagezinsen.

Noch dramatischer ist die Situation nur bei unserem Nachbarn Schweiz. Hier zahlt man für 10-jährige Anlagen schon über 1 Prozent Strafzins. Selbst für 50-jährige Staatsanleihen beträgt der Zins aktuell rund -0,50 Prozent.

Die Negativzinsen für Staatsanleihen belasten mehr und mehr auch Sparer und Kleinanleger. Mussten bisher überwiegend Unternehmen und große Vermögen negative Zinsen für Einlagen zahlen, haben nun Sparkassen und Volksbanken angekündigt auch Privatkunden und mittlere Vermögen ab 100.000,00 EUR mit einem Strafzins zu belasten. Im besten Fall darf man darauf hoffen, fürs Tagesgeld, Sparbuch oder kürzere Festgelder keinen Zins mehr zu bekommen.       

Negativzins – dass sind die Ursachen

Als Draghi 2011 das Amt des EZB Präsidenten übernahm, war seine erste und wichtigste Aufgabe, die Euro-Zone zu retten. Länder wie Spanien, Portugal, Irland und Griechenland standen kurz vor dem Kollaps. Schuld daran waren in erster Linie milliardenschwere Rettungsprograme für Banken aber auch lange Zeit vergessene Strukturreformen.

Während jedes der oben genannten Länder mittlerweile auf eigenen Beinen stehen kann und Teils solide Überschüsse erwirtschaftet, sind die Staatsschulden in Europa in den vergangenen Jahren insgesamt kaum gesunken. Besonders Italien hat einen historisch hohen Schuldenstand. Es betrug 2017 über 131% seiner jährlichen Wirtschaftsleistung. Zum Vergleich: Deutschlands Schulden betrugen nur rund 64,00%, Tendenz fallend.

Für Länder mit hohen Staatsschulden bedeuten steigende Zinsen stark steigende Ausgaben. Das führt wiederrum zu steigenden Schulden – ein Teufelskreis der nicht leicht zu durchbrechen ist. Da eine Pleite oder ein Austritt Italiens aus dem Euro-Raum jedoch auch für alle anderen Länder mit starken Risiken verbunden ist, blieben die Zinsen in den vergangenen Jahren – anders als in den USA – auf niedrigem Niveau.

Aktuell kommen nun Konjunktursorgen dazu. Die ständigen Handelsstreitigkeiten zwischen der USA, China und der USA, aber auch der ungeklärte BREXIT hinterlassen starke Bremsspuren bei den Unternehmen. Besonders die stark exportorientierte deutsche Wirtschaft leitet. Besonders Automobilzulieferer und Maschinenbauer mussten mangels Aufträgen bereits vielfach Kurzarbeit anmelden. Noch verhindert die starke Binnenkonjunktur Schlimmeres. Die Stimmung bei den Unternehmen ist allerdings bereits jetzt so schlecht wie die vergangenen 10 Jahre nicht mehr.

Niedrige Zinsen stützen Unternehmen. Sie fördern Investition und halten benötigte Kredite billig. Insofern profitiert die deutsche Wirtschaft genauso stark von aktuellen Negativzinsen wie der deutsche Staat.

Nullzins statt Negativzins – ein Ausblick

Der Blick in die Zukunft lässt nicht viel hoffen. Der Ende Oktober anstehende BREXIT und neue Zoll-Runden belasten die Weltwirtschaft. Solange die Negativschlagzeilen nicht enden wollen, solange wird es auch unter Christine Lagarde keine nennenswerten Zinserhöhungen geben. Daraus folgt die Prognose der DZ BANK, die auf Sicht von einem Jahr von konstant negativen Zinsen ausgeht. Selbst auf Sicht von 5 Jahren erwartet die DZ BANK bestenfalls Zinsen um 0 Prozent, vielleicht etwas darüber.

Für Anleger bedeutet das, dass sie auch weiterhin Alternativen zum klassischen Sparbuch oder Termingeld suchen müssen, um ihr Vermögen wenigstens zu erhalten. Selbst risikoscheue Anleger werden perspektivisch nicht darum herumkommen, zumindest einen Teil des Vermögens in schwankungsstärkeren Anlageklassen wie Aktien zu investieren. Sonst bleibt nur, Jahr für Jahr zuzuschauen, wie Vermögen schrumpfen.

Einen vertiefenden Ausblick und Informationen rund um entsprechende alternative Anlagemöglichkeiten gibt Ihnen Herr Kaiser am 11.09.2019 im Rahmen der Veranstaltung des BVMW. Anschließend steht er Ihnen für Fragen und zur Diskussion zur Verfügung.  

Der Autor

Patrice Kaiser, Vertriebs- und Produktmanager für Vermögensanlagen

Patrice Kaiser, 40 Jahre alt, Bankbetriebswirt, verantwortet seit 2011 die fachliche Seite des Anlagegeschäfts in der MERKUR BANK. Im Vordergrund seiner Arbeit steht, die Komplexität einer Vielzahl von Anlageformen und -strategien für den Kunden aufzulösen. Um die individuell beste Lösung bieten zu können, trifft er die Wertpapierauswahl an Hand quantitativer und qualitativer Kriterien. Sein Ziel: die Anlagen zu finden, die langfristig überdurchschnittlich gut abschneiden. Weitere Infos von Patrice Kaiser und der Merkur Bank finden Sie hier: www.merkur-bank.de

Rechtlicher Hinweis

Die geäußerten Meinungen stellen weder eine Beratung noch eine Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder anderen Anlageinstrumenten dar. Sämtliche Prognosen und Darstellung dienen ausschließlich der Information. Sie basieren auf öffentlich zugänglichen Informationsquellen, die wir als zuverlässig erachten und stellen keine Finanzanalyse im Sinne des WpHG dar. Vergangenheitswerte geben keinen Aufschluss über die mögliche Wertentwicklung in der Zukunft. Sie können zu Fehlentscheidungen bei möglichen Anlagen führen. Wir empfehlen Ihnen, den Rat eines Anlageberaters in Anspruch zu nehmen um zu prüfen, welche Anlagen für Ihre individuelle Situation zu empfehlen sind.  Für steuerliche Fragen mit Bezug zu Ihren Anlagen konsultieren Sie bitte Ihren Steuerberater